Heinrich
Neuhaus
Im
ausgehenden 19. Jahrhundert in eine hochmusikalische Familie deutscher
Abstammung in der Ukraine geboren, erlebte Heinrich Neuhaus 1904 als
Sechzehnjähriger in Deutschland seinen glanzvollen Durchbruch als
Pianist. Nach ausgedehntem Studium bei führenden Lehrern seiner Zeit
und erster Lehrtätigkeit in Tiflis und Kiew, wurde Neuhaus 1922 an das
Konservatorium Moskau berufen, das er während einiger Jahre als
Direktor leitete und dem er bis zu seinem Tod im Jahre 1964 treu blieb.
Über seine Schüler - u.a. Svjatoslav Richter, Emil Gilels, Radu Lupu -
befruchtete er nachhaltig das Konzertleben.
Als
Pianist und Pädagoge lehrte er insbesondere die Identität von
musikalischer Empfindung und technischer Ausführung. Seine
pädagogische Arbeit, durch die er zum "Begründer der modernen
russischen Klaviertechnik" (Riemann, Musiklexikon) wurde, presste
das Klavierspiel nicht in eine "Methode", sondern
verpflichtete es auf Gewissenhaftigkeit und Ehrlichkeit gegenüber dem
Werk durch die letzte innere Freiheit des Interpreten.
Leidenschaft
und Poesie, Lebensfreude und Tiefe des Denkens sind die Pfeiler, auf
denen das weitgespannte Wirken von Heinrich Neuhaus ruht.
"Immer
aufs neue überkommt mich das Gefühl eines 'Wunders', wenn ich meinen
Schülern geniale Schöpfungen grosser Musiker erläutere und wir uns
gemeinsam nach Kräften bemühen, ihre Tiefen zu ergründen, in ihre
Geheimnisse einzudringen, ihre Gesetzmäßigkeiten zu erfassen und uns
auf ihre Höhe zu erheben. Ich weiss, dass dieses Gefühl und die damit
verbundene Freude - die Freude, die das Erkennen und Begreifen dieses
"Wunders" bereitet - der ganze Sinn meines Lebens
sind..." [Heinrich Neuhaus]
"Keiner
hatte den Elan, den Neuhaus besaß. Seine Interpretationen waren außergewöhnlich. Ich konnte mich damals nur hinter dem Klavier
verstecken und weinen." [Svjatoslav
Richter]
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